Von Mai bis September heißt es auf der Isar: Leinen los! Einst transportierten Holzflöße Waren …
Almhütte Alpen
Alphütten AlpenAuf der Almhütte ohne Internet: Online zu den Alpen
Im ersten Morgenlicht erwachte ich. Ein paar Augenblicke später setze ich mich mit meinem Becher vor die Baracke in ein altes Lavafeld, das sich bis zum Rand des Waldes hinunter erstreckt. Gegenüber mir befindet sich ein enges Tunnel, auf der anderen Uferseite gekrümmte Weiden, zerklüftete Klippen und ein leicht erkennbares Schnittpunkt auf einem nackten Berg über der Bäumchenlinie.
Dann zieh ich mir die Kippe und fühlte mich etwas blass. Ich bekomme auch keine Hochachtung für die Sicht oder für meinen kühnen Versuchs, eine ganze Weile allein auf einer simplen Almhütte auf 950 Meter Seehöhe zu sein. Bekannt ist der bregenzerische Forst im fernen Osten Österreichs für seinen scharfen Kaese, seine pittoreske Berglandschaft und seine eigenwillige Bevölkerung - das ist das Klatsch.
Aber hier habe ich ein Schlupfloch vor dem Digitaluniversum und dem Verlangen nach Anerkennung seiner Benutzer. Auf einer jahrhundertealten Almhütte möchte ich dem unaufhörlichen Fluss von Informationen, Menschen und Geschehnissen ausweichen. Aber ich muss mich allein darüber glücklich machen, denn kein anderer digital arbeitender Schultermesser wird mich für meine einfache Gestaltung mitnehmen.
Werde ich bestimmte Augenblicke nur dann für nützlich halten, wenn sie in elektronischen Sammlungen festgehalten und von meinen Freundinnen und Kollegen überprüft werden? Da der Selbstausdruck im Netz so verführerisch ist, habe ich mich daran gewöhnen können, ihn tagtäglich zu verfolgen. Aber das ist nicht das wirkliche Problem: Ich habe unheimlich vergessen, wie ich mit meinen Augenblicken allein umgehe.
Weil im Facebook-Zeitalter ein wunderschönes Naturstück, ein besonders gelungenes Essen oder ein Malheur im Netz veröffentlicht wird und mir von der Community mit Thumbs up and comments direkt von den Augen gestohlen wird. Den heftigen Momente entkomme ich, indem ich mich direkt hinter der Kameraobjektiv meines Smartphones versteckte.
Wo die elektronische Kommunikation in Realzeit nicht mehr möglich ist, scheinen alle meine Empfindungen bei Spaziergängen, Bergtouren oder eiligen Bädern in vereisten Wells einen enormen Zeitdruck in mir aufzuladen. Aber zugleich empfinde ich, wie der Blick auf die mich umgebende Landschaft und die Spitzen in mir Gefühlen auslösen. Zu der unerwarteten Begegnungen mit einem Rotwildpaket, das eines morgens meinen Weg durch den Wäldern überquert, oder dem ruhigen Mondschein über den Bergspitzen.